Aus Krisen lernen - Tertiäre Prävention

Wenn Hinweise auf sexualisierte Gewalt geäußert werden, gilt es, unter großer Anspannung viele Entscheidungen zu treffen. Hierbei können Verletzungen verursacht und Fehler gemacht werden. Wichtig ist deshalb, gleich für bedarfsgerechte Hilfen zu sorgen: für einzelne Betroffene, ihre Angehörigen und Gruppen ebenso wie für das Team der Einrichtung. Die individuellen Folgen bei Opfern werden frühzeitig behandelt, Heilungschancen verbessert. Für den Bereich, in dem es zu sexualisierter Gewalt kommt („irritiertes System“), trägt nachhaltige Aufarbeitung dazu bei, dass das betroffene System wieder stabilisiert und handlungsfähig wird.

Wenn die Krise bewältigt ist, gilt es zu reflektieren, was hilfreich war und wo Fehler gemacht wurden. Aus dem Vorfall sind Konsequenzen für die Verbesserung des Schutzkonzeptes zu ziehen.

Ein offenes Umgehen mit den schmerzlichen Erfahrungen ist nicht leicht, nachhaltige Aufarbeitung erfordert Zeit und Kraft. Am liebsten möchte man so schnell wie möglich zum Alltag übergehen. Aber nur was analysiert und besprochen wird, kann dazu beitragen, Fehler nicht zu wiederholen. Schweigen hilft nur, Täter und Täterinnen zu decken. Bei sexuellen Übergriffen durch Kinder und Jugendliche braucht es eine gute pädagogische Aufarbeitung, um „Täterkarrieren“ zu verhindern.

Im Schutzkonzept bereitet sich der Bereich auf eine solche tertiäre (aufarbeitende) Prävention vor. Diese Fehlerkultur wird ein bedeutsamer Teil von Qualitätsmanagement, das für Jugendhilfe- sowie Pflegeeinrichtungen auch gesetzlich verankert ist.